Der letzte und der erste

Geschrieben von Bernd Wollenberg am 02.07.2020
VorschaubildDer letzte und der erste… hört sich erst einmalVorschaubild an, als ob simpel von einem Sportereignis berichtet wird.
Stimmt im weitesten VorschaubildSinne sogar, handelt es sich doch um eine OL-Serie kurz vor den Toren Berlins: Der „Szczecinska Dobranocka“ , einer Serie kleiner, regionaler OL mit Einzel- und Gesamtwertung.
Die Besonderheit: Mitten hinein platzten die „Coronamaßnahmen“ quasi in aller Welt. Das machte diese 15. Auflage der Abend-OL-Serie (hoffentlich) einmalig. Und wir, dank eines Abkommens zwischen dem Landkreis Barnim und der Regionalverwaltung von Stettin, erlebten das hautnah! So schlossen nach dem „Abend-OL“ kreuz und quer durch die Stettiner „Netto-Arena“ über 5 einzeln kartierter Plattformen um 24 Uhr sich die Grenzen zwischen Polen und Deutschland für 3 Monate – und wir, in dem Fall Sebastian Fleiß und ich, passierten die Grenze um 22.00 Uhr, nicht ahnend, was 2 Stunden später geschehen sollte.
Hätten wir die Einladung unserer polnischen Freunde, dort zu übernachten angenommen…, nun ja, wären wir wohl fast eingebürgert worden. .. Wir waren also tatsächlich die letzten, die einen OL starteten mit diesem 11.März 2020.

Mit dem Start am Mittwoch, den 17.Juni 2020, dann wieder die ersten, die einen Start im nun wieder offenen Polen und zugleich auch noch deutschlandweit angegangen waren! Neben mir diesmal dabei Julia Gierlach und Grit Wollenberg (beide SV Schorfheide), Albrecht Distler (SG Einheit Berliner Bär) und Artur Templiner (Berliner TSC). Wir können also für uns das mit Sicherheit seltene Ereignis, einmal die allerersten gewesen sein, die den „Neustart des OL zumindest des Jahres 2020“ erlebt haben…

Während der „Indoor-OL“ vom 11.März mit wirklich verwirrenden Wechseln der einzelnen Ebenen der Sportarena aufwartete, hatten am 17.Juni die knapp 120 Starter real damit zu kämpfen, die schmalen Durchgänge der ursprünglich geschlossenen Innenhöfe einer größeren Klinikanlage und weiterer extra für diesen Lauf freigegebener Privatgelände in die Routenplanung einzubauen – waren die doch nur durch eine tatsächlich nur 1 mm Unterbrechung der Zäune gekennzeichnet. Hinzu ging es durch zwei Neubaugebiete und zwei kleine, jedoch stark verwilderte Startparks – die Laufzeiten entsprachen dann auch mehr einem längeren Mittelstrecken-OL als einem Sprint…

Inzwischen ist diese Serie mit dem Abschlusslauf, diesmal einer Waldetappe in den Hanglagen des südlich von Stettin gelegenen „Bukowa-Waldes“ mit steilen Hängen und tiefen Schluchten für 2020 beendet worden.
VorschaubildAuch hier gab es wieder eine Besonderheit: Teil 1 der Laufstrecke wurde mit Karten im Maßstab 1:10 000, Etappe 2 dann im Wald mit Karten im Maßstab 1:4000 absolviert.
Hier starteten dann über 150 Orientierer, von uns dabei diesmal nur noch Grit Wollenberg in der D 21 und ich in der H 60 plus. Vorschaubild
Startzeit war wie immer 19.00 Uhr, jedoch wurden je Kategorie ein „Jagdstart“ angesetzt mit den realen Rückständen in den jeweiligen Kategorien.
Während mir 4:30 min nach vorn fehlten, waren es bei Grit fast 21 Minuten – was sich im Verlauf des Wettkampfs als sehr ungünstig erweisen sollte!

Denn bedingt durch die bereits erwähnten Berge und Täler und verstärkt durch die dichten Buchenbestände mit sehr viel Buschwerk durchsetzt, wurde es sehr schnell in der Abendsonne dunkler als voraus zu sehen oder gar zu erahnen war.
So gab es dann unter den später gestarteten Orientierern viele Laufabbrüche, die Karte war schlicht und ergreifend nicht mehr lesbar geworden.
Während Grit also auch dazu gehörte und glücklich war, unverletzt das Ziel gefunden zu haben, erlief ich mir zumindest einen zweiten Rang hinter dem auch im Berliner OL-Geschehen nicht unbekannten Wladislaw Krolikowski vom KOS Modrzew Skwierzyna.

VorschaubildFazit: Eine hoch interessante Veranstaltungsserie – die anzufahren sich lohnt. Allerdings sollte man nach Zieleinlauf doch baldmöglichst zurückfahren, denn wenn es auch nur 1,5 Stunden Fahrzeit sind nach Berlin – vor 23.00 Uhr ist die Einnahme der Nachtruhe kaum realisierbar.


Und eine Besonderheit bleibt auf jeden Fall! Wir - und nicht nur die in Polen gestarteten, sondern zumindest alle aktuellen Leser im Frühsommer 2020 können sagen, wir waren Zeitzeugen. Ob uns deshalb künftige Generationen darum beneiden werden, weiß ich nicht - auf jeden Fall haben wir alle etwas erlebt, was bis dato völlig unrealistisch erschien und - ganz ehrlich - immer noch irgendwie unnatürlich erscheint...

Fotos: Veranstalter und Bernd Wollenberg
Text Bernd Wollenberg
Weitere Informationen später unter www.WWOP-Germany.de
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