Laufen und Wandern

Geschrieben von Bernd Wollenberg am 18.09.2021
VorschaubildPiep – Piep – Piep – Piiieeep! Karte aufnehmen, Startdreieck suchen, einlesen – und dabei zum Startdreieck laufen…, Routine also.

Doch dann: Stopp! Äh, wohin will ich doch gleich? Vor mirVorschaubild eine in dichtem Nebel liegende grüne Wand. Aha! Obacht!
VorschaubildKompaß genau anlegen, der Posten soll hinter einem Dickicht liegen, kurz hinter einem Wassergraben…

Nix da mit Laufen, viel Unterholz – aha, hier jetzt das Tal mit dem Wassergraben – wo ist nunVorschaubild aber Vorschaubilddiese Dickichtgrenze? Stopp – nicht zu weit! Schritte zählen hatte ich bereits nach 20 m eingestellt.
Mann – Senke 7 x 5 m – kann doch wohl nicht so schwer sein… Da, Senke – hm, nichts drinn.Vorschaubild Aber dort – wieder nichts! Unruhe breitet sich aus, was ist hier los?

VorschaubildVor mir Stimmen, rechts knackt es, nun auch links! Aha, also quasi ein „Bingoposten“…, na bravo! Urplötzlich liegt er dann doch vor mir, meine Nummer 1 – nach 4:31 min für nicht einmal 150 m! Später sah ich dannVorschaubild die Zeiten meiner Konkurrenz: Reinhardt in der Stroth 2:22 min bis hin zu Siegfried May 12.07 min…

VorschaubildFortan vorsichtiger weiter – Felsen nutzen, „Verkehr“ (andere Läufer…) beobachten, mehr „Zwischenziele“ einbauen… So hatte ich diese ersten drei Posten „schon“ nach etwa 20 min zum angepeilten Weg in Richtung P 4 absolviert – und war erstaunlicherweise am P 3 noch guter siebenter unserer 15 Starter… Andere Kategorien „trieben“ sich hier mit mehr Posten wesentlich länger herum!

Warum nun aber ein dermaßen langer Laufschlag bei einer Mittelstrecke folgte, ist mir selbstVorschaubild beim Schreiben dieser Zeilen noch unklar – und auch, warum eine Seniorenkategorie wie meine H 70 vom P 6 zu P 7 quasi im “Downhill“ da runter (mit eigenem doppelten Überschlag, zum Glück nur mit geringem Knieschaden) laufen musste und nicht, was bestimmt vernünftiger gewesen wäre, im Slalom via zweier Posten „unterwegs“ das etwas „entschärfen“ – ist mir noch immer unklar.

Sei´s wie es sei – die anderen mussten da auch runter und gewonnen wie immer haben die „üblichen Verdächtigen“ – auch in fast allen anderen Kategorien!

Für das Wetter konnten die Ausrichter nicht - das ist für die Region Oberharz ein durchaus normales „Spätsommerwetter“ , die Lage des westlichen Oberharzes „garantiert“ halt bei der meistens vorherrschenden, aus Nordwest heran strömenden feuchten Atlantikluftmassen, im „Vorstau“ des Brockenmassivs solche Wetterlagen.

Dass die Karte mit den vielen Details selbst im Maßstab 1: 7500 schwer zu lesen war, ist da schon problematischer. Wie die wohl im „IOF-Standard“ 1: 15000 aussähe? Selbst die Damen und Herren, die mit der 10 000‘der ihren Parcours bewältigen mussten, hatten so ihr liebe Mühe – das konnte man unschwer den vielen Diskussionen auf der Zielwiese, aber vor allem auch den Zwischen- und Zielzeiten entnehmen.

Diese übertrafen vielfach deutlich die in unseren Wettkampfbestimmungen aufgelisteten Zielzeiten. OK – wie bereits geschrieben – alle hatten die gleichen Bedingungen und Bahnleger Bjarne Friedrichs wollte uns die Wildheit seiner näheren Heimat präsentieren. Es war eine technisch, geistig und körperlich stark herausfordernde Meisterschaft – auf jeden Fall!

Dass Aktive aus unserer Region sich dort auch unter diesen Bedingungen bis hin zu Spitzenrängen präsentieren konnten zeigt, dass ganz offensichtlich unser Wettkampfsystem trotz unserer oftmals „verpönten“ Kiefernwälder doch eine relativ gute OL-Ausbildung gewährleistet. Hinzu natürlich auch, dass eben die Sieger und Platzierten aus unserer Region – namentlich in den stark besetzten Kategorien, wie besonders die D 45 mit der neuen Deutschen Meisterin Daniela Zschäckel (25 Starterinnen, IHW Alex 78) oder die H 50 mit dem neuen Deutschen Meister Nils Schmiedeberg (33 Gegner, Turbine Neubrandenburg) regional durchweg in der Hauptkategorie starten.

Gratulation an dieser Stelle den Medaillengewinnern, neben Daniela und Nils noch Gold für Hannes Heidrich (H 35, OLV Potsdam), Andreas Spengler (H 60, OLV Potsdam) und Erika Lemnitzer (D 75, Kaulsdorfer OLV).

Silber gab es für Gudrun Brettschneider (D 60, Kaulsdorfer OLV) und Bronze für Ella Schmidt (D 10, TSC Strausberg), Jacob Vogt (H 10, Berliner Turnerschaft), Mila Fischer (D 14, OLV Potsdam), Barbara Usemann (D 65, Kaulsdorfer OLV). Im „Rahmenwettbewerb“ , der H 21A, wurde Robin Zschäckel (IHW Alex 78) zweiter und Marco Jensch (OK Mark Brandenburg) dritter.

Das gebotene „Rahmenprogramm“ zu den Deutschen Meisterschaften war umfangreich wie nie – neben dem „obligatorischen „ Bundesranglisten-OL auf der Langdistanz konnte, wer wollte, auch noch einen Lauf der Deutschen Parktour, den „Harz-Sprint“ sowie einen Trail-O namens „Harz-Trail“ absolvieren.

Auch bei diesen weiteren drei Wettbewerben „tummelten“ sich unsere regionalen Starter zu Hauf und „eroberten“ doch etliches an vordersten Platzierungen. So konnten Daniela Zschäckel, Gudrun Brettschneider und Andreas Spengler beim BRL ihre DM-Plätze wiederholen, sich Jari Spengler (H 10, OLV Potsdam) erstmals bei einem Bundeswettbewerb mit Platz 3 vorn platzieren, sein Vereinskamerad Leander Fischer die H 12 sichern, Henning Kapischke (OK Mark Brandenburg) die H 21 AK gewinnen, Hannes Heidrich auf seine Goldmedaille nun einen 2.Platz in der H 35 sichern, Dennis Müller (IHW Alex 78) den 3.Platz der H 45 erringen.

Gerhard Brettschneider (Kaulsdorfer OLV) gelang es, nach seinem „Wandertag“ bei der Mittelstrecke nun mit Platz 2 sein Laufvermögen unter Beweis zu stellen. Erika Lemnitzer (Kaulsdorfer OLV, D 75) und Brigitte Schmiedeberg (Turbine Neubrandenburg, D 80) sicherten sich jeweils dritte Plätze.

Dass den „Harzsprint“, der dank seines Charakters eher den Titel „Harzgebirgslauf“ verdient hätte, Marvin Goericke (IHW Alex 78) in der Herrenkonkurrenz gewinnen konnte, war gegen seinen Nationalmannschaftskameraden Riccardo Casanova (OLG Regensburg) nicht unbedingt vorhersehbar, zeugt aber von seiner Sprinterqualität.

Claudia Becker (Berliner Turnerschaft) wurde dritte der D 35, ihr Vereinskollege Tobias Fell erreichte den gleichen Platz in der H 35, Henry Jobst (Kaulsdorfer OLV) Platz 2 der H 45 und Erika Lemnitzer wurde dritte der D 75.

VorschaubildBeim erstmals ausgetragenen „Harz-Trail-O“ wurde dank ihrer konzentrieren Herangehensweise für sich selbst überraschend Ronja Fell (Berliner Turnerschaft) auf Platz 2 gelistet und platzierte sich damit noch vor den mehrfach international für Deutschland starteten Ralph Körner (Landshut), Hanka Straube (Lengefeld) und Christian Gieseler (Siegerland).

Eine so gut wie gar nicht beachtete Begebenheit war indes, dass nach konkret 50 Jahren es drei Brüder wieder schafften, gegeneinander anzutreten! Das letzte Mal noch 1971 in der Herren-Elite trafen nun in der H 75 Helmut, Dieter und Hans Conrad aufeinander. Während Helmut und Dieter über ein Jahrzehnt die Nationalmannschaft mit gestalteten, war Hans lediglich einmal, in der H 16 noch, bei den damaligen „Deutschen Meisterschaften der DDR“ ganz vorn – und das mit gebrochenem und geschientem Arm –heute undenkbar!

Da ich unter ihrem Vater Kurt „Kenkel“ Conrad auch trainierte, verband und verbindet uns auch heute noch eine gute Freundschaft – und meine besten Ergebnisse in der „Elite“ erreichte ich auch vor 50 Jahren, 1971 – zusammen mit Hans beim Internationalen Ostsee-OL auf Usedom.

Text / Fotos: Bernd Wollenberg, Peter Petrov
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