Internationale Auftritte

Geschrieben von Gerhard Brettschneider am 13.08.2021
Interview mit Charlotte Leonhardt (SV IHW Alex 78/Jg. 2001) und Pina Mauch (Berliner Turnerschaft Korporation/Jg. 2004)

Herzlichen Glückwunsch euch beiden zur gelungenen Qualifikation zur European Youth Orienteering Championship (EYOC) in Litauen und/oder Junior World Orienteering Championship (JWOC) in der Türkei 2021. Sicher ist euch ein Traum in Erfüllung gegangen.
Was bedeutet es für euch, ausgewählt zu werden, speziell für die Junioren-WM?

P.M.: Ich freue mich sehr, dass es dieses Jahr nach den letzten, für mich etwas schweren Saison mit der Nominierung geklappt hat und ich somit mein Ziel erreicht habe. Es ist ein bisschen die Belohnung für die Zeit, die ich darein investiert habe. Mit der JWOC-Nominierung habe ich vorher überhaupt nicht gerechnet, aber ich freue mich sehr auf diese neue Erfahrung und bin dankbar, die Chance zu bekommen, eine solche Erfahrung machen zu dürfen.

C.L.: Durch meine lange Verletzungspause war ich ziemlich unsicher und habe mich sehr über die Nominierung gefreut.


Wie habt ihr euch in den letzten Monaten so erfolgreich auf die Qualifikation und die Höhepunkte EYOC/JWOC vorbereitet?

P.M.: Ich habe natürlich, soweit es ging, zielgerichtet trainiert, um mich physisch vorzubereiten. Für die technische Vorbereitung habe ich mich mit alten Karten beschäftigt und mich auch vor dem Sichtungswettkampf mit einigen Freunden über diese ausgetauscht. Ende Mai fand ein Trainingswochenende mit dem Nachwuchskader im Harz statt. Zudem haben wir regelmäßige Onlinemeetings mit dem Nachwuchskader, in denen wir uns auf die anstehenden Wettkämpfe vorbereiten.

C.L.: Durch meine Knieverletzung musste ich Anfang des Jahres auf viel Fahrradfahren umsteigen, weshalb mein Training fast ausschließlich daraus bestand. Erst zwei Wochen vor den Sichtungsläufen konnte ich wieder anfangen etwas Laufen zu trainieren.


Welche Übungsleiter/ Trainer/ Trainingskollegen haben daran besonderen Anteil?
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P.M.: Mich immer unterstützt hat Ronny Krüger, mein Heimtrainer. Er begleitet mich, seit ich mit OL angefangen habe. Zudem plant er mein tägliches Training. Ohne ihn hätte ich es nicht bis hierhergeschafft.
Auch Claudia Becker begleitet mich, seit ich klein bin und übernimmt viele vereinstechnisch organisatorische Aufgaben.
Zudem bin ich wegen langwieriger Verletzungen im regelmäßigen Kontakt mit meinem Sportarzt und in physiotherapeutischer Behandlung, ohne diese Behandlung, hätte ich deutlich längere Trainingspausen einlegen müssen und noch stärkere trainingstechnische Rückschläge gemacht.

C.L.: Mein Heimtrainer Frank Steiner hat einen sehr großen Anteil daran, weil er sehr viel mit mir kommuniziert hat und mein Training versucht hat abwechslungsreich und interessant zu gestalten. Zudem hat er mich immer wieder motiviert, wenn ich mal ein kleines Tief hatte.


Seit wann seid ihr im Orientierungssport aktiv?

P.M.: Ich bin Ende 2014/Anfang 2015 bei meinen ersten Orientierungsläufen gestartet.

C.L.: Da meine Eltern beide OL machen wurde ich da quasi einfach so reingeboren. Seit 2016 durfte ich auch im Nationalkader laufen.

Und auf welchem Weg seid ihr dazu gekommen?
P.M.: Bevor ich mit OL angefangen habe, war ich etwas in der Leichtathletik aktiv, was bei uns im Verein jedoch die gleiche Abteilung wie OL ist. Ich habe dann OL irgendwann einfach mal ausprobiert und ich hatte großen Spaß daran.

C.L.: Wie schon erwähnt durch meine Eltern.


Habt ihr neben OL auch noch andere Hobbys, die euch wichtig sind?

P.M.: Parallel zum OL gehe ich noch zur Schule, was aber nicht unbedingt ein Hobby ist. Als Alternativ- und Ausgleichsport neben dem Orientierungslauf fahre ich Rad und gehe schwimmen.

C.L.: Ich habe zwischenzeitlich 6 Jahre lang Volleyball gespielt, aber dennoch war der OL mir immer wichtiger.


Welche Streckenlängen sind euch am sympathischsten?

P.M.: Ich präferiere die Mitteldistanz. Die kurzen, anspruchsvollen Posten machen mir da am meisten Spaß!

C.L.: Die Mittelstrecke finde ich sehr interessant, da man dort viele spannende O-Aufgaben hat und die Streckenlängen nicht ins unendliche gehen.


Und wie steht ihr zur Gender Gap (diese Wortkombination mag ich gar nicht) (unterschiedliche Siegerzeitvorgaben in Damen- und Herrenklassen)?

P.M.: Ich denke schon, dass die Gender Gap sinnvoll ist. Einfach weil OL eine körperlich anspruchsvolle Sportart ist und Männer einfach biologisch bedingt körperlich mehr und auch länger leisten können.

C.L.: Also ich habe das Wort in meinem Leben zuvor noch nie gehört, aber ich finde das einfach nur logisch das Herren und Damen unterschiedliche Siegerzeiten habe, da sie ja von Grund auf körperliche Verschiedenheiten haben.


Zurück zu euren Nationalmannschaftseinsätzen, welche Distanzen werdet ihr laufen?

P.M.: Bei der EYOC werde ich die Langdistanz und den Sprint laufen. Ob ich bei der Staffel starten darf, entscheidet sich bekanntlich erst vor Ort. Bei der JWOC werde ich beim Sprint und der Mittelqualifikation an den Start gehen. Die Lang setze ich hier jedoch aus. Der Rest entscheidet sich vor Ort.

C.L.: Ich werden alles außer den Sprint mitlaufen, da ich diesen aufgrund von zu viel Asphalt laufen kann, weil dieser meinem Knie zu viel schaden würde.


Bei den internationalen Meisterschaften erwarten euch ganz andere Geländearten, als ihr zu Hause trainieren könnt. Wie bereitet ihr euch vor und was sind eurer Meinung, nach die größten Herausforderungen?

P.M.: In Litauen wird es das sehr grüne und anspruchsvolle Gelände mit vielen feinen Höhenformationen und Co. sein. In der Türkei wird es auf eine ganz andere Art anspruchsvoll werden. Neben den Temperaturen werden unter anderem die steilen Hänge mit vielen unübersichtlichen Rinnen herausfordernd sein.
Wir haben bereits Bahnlegungsübungen auf den alten Karten gemacht und ich werde mich auch noch Vorschaubildweiterhin mit den Karten befassen. Für die Sprintvorbereitung wird Google Street View ein guter Helfer sein. Vor der EYOC haben wir noch ein kurzes Vorbereitungstrainingslager in möglichst ähnlichem Gelände, jedoch Corona bedingt in Deutschland. Vor der JWOC fällt dieses Vorbereitungs-TL leider durch Corona weg.

C.L.: Die größten Herausforderungen sind meiner Meinung nach, die sehr hohen Temperaturen und allgemein das andere Klima dort. Zudem sind wir alle noch nie zuvor in der Türkei gelaufen, was jetzt nicht gerade positiv ist. Aufgrund von Corona werden wir auch erst spät anreisen und nicht mehr viel Zeit haben um uns vor Ort viel vorzubereiten.
Ich bereite mich mit verschiedenen Memos vor, die zumeist andere Leute für mich gelegt haben. Außerdem schaue ich mir die Karte sehr intensiv an und arbeite eben viel mit dieser.


Habt ihr euch konkrete Ziele für die Meisterschaft gesetzt?

P.M.: Ich möchte meine derzeit bestmögliche Leistung abrufen und ich werde versuchen mich für die Staffel zu empfehlen. Bei der JWOC möchte ich die Wettkämpfe besonders zum Erfahrungen sammeln nutzen.

C.L.: Nein, ich habe mir keine konkreten Ziele gesetzt.


Noch einmal zurück in den Alltag zu Hause. Wie konntet ihr euch in den Vereinsalltag in den letzten Monaten einbringen?

P.M.: Zu Beginn der Coronapandemie hatte ich kleine Trainingsgruppen, die ich trainiert habe. Im Laufe des Jahres habe ich das dann allerdings wegen der Schule und dem eigenen Training zeitlich nicht mehr geschafft.

Welche Ideen habt ihr um euch Konkurrenz zur persönlichen Leistungssteigerung heran zu bilden?

P.M.: Es ist nicht meine Aufgabe für die Ausbildung von Konkurrenz zu sorgen, dafür sind Vereine und Trainer zuständig. Ich bin jedoch bereits in den letzten Jahren regional eine Altersklasse hochgestartet. Zudem versuche ich zu so vielen Bundesveranstaltungen wie möglich zu fahren und auch bei verschiedenen internationalen Läufen zu starten, wie zuletzt diesen Sommer in Frankreich, um gegen möglichst viel und starke Konkurrenz zu laufen.

VorschaubildC.L.: Wenn Corona es zugelassen hätten, dann wäre ich letztes Jahr schon in einen Leichtathletikverein gegangen und hätte wieder angefangen Volleyball als Ausgleichssportart zu betreiben.

Welche Wünsche, Forderungen, Ideen zur Verbreitung und Förderung des Orientierungssportes in Berlin und Brandenburg könnt ihr formulieren?

P.M.: Die Jugend und der ganze Nachwuchs muss viel mehr gefördert werden, denn daran fehlt es in Berlin und Brandenburg hauptsächlich. Und hier dürfen nicht nur die bereits starken Läufer, die bereits eine Förderung von verschiedenen Seiten bekommen gefördert werden, sondern auch die zweite und dritte Reihe, um den Abstand zur Spitze nicht zu groß werden zu lassen. Das Problem sieht man beispielweise auch dieses Jahr bei der Aufstellung der JLVK-Staffeln. Wir haben in den meisten Altersklassen ein oder maximal zwei starke Läufer:innen, denen aber ein oder zwei weitere Fehlen, um eine starke Staffel aufstellen zu können. Für die muss gesorgt werden und die müssen dann gefördert werden, damit der Nachwuchs wieder breiter aufgestellt ist.

C.L.: Ich hätte den Wunsch, dass die Kinder in und um Berlin mehr zusammen agieren und gefördert werden, sei es ein Trainingslager oder Trainingswochenenden oder auch einfach Spiele zur Teamförderung wäre sehr schön. Zur Verbreitung der Sportart, kann man immer wieder nur das eine sagen und weiterhin betreiben und zwar Öffentlichkeitsarbeit.


Vielen Dank für die Beantwortung der Fragen. Die Berliner Orientierungssportler wünschen euch, Gesundheit, ein verletzungsfreies Training und bestmögliche Ergebnisse bei euren Einsätzen.

Vielen lieben Dank!
Interview: Gerhard Brettschneider
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