Nebel-Cup 2021

Geschrieben von Bernd Wollenberg am 15.11.2021
VorschaubildOrientieren im Mondschein erfreute sich zum Startbeginn des diesjährigen Nebelcups mit Wettkampfzentrum an der Oberförsterei Hammer bei Groß Köris, denn das versprachVorschaubild zwar kühl, aber dafür trocken zu sein. Vor allem freuten sich die 73 Gestarteten ja eigentlich gemeinsam mit dem Ausrichterverein Kaulsdorfer OLV darüber, dass nach dem Corona bedingtem Ausfall 2020 nun doch dieser Traditionswettbewerb seine Fortsetzung fand. Der Lauf durch das „Lange Luch“ versprach im Vorfeld ein geländebedingtes schnelles Rennen, ein ausgeprägtes Wege- und Schneisennetz war in der Vorinformation avisiert.

VorschaubildDas es manchmal anders kommt, als gedacht, ist eine alte Weisheit. Dass sie jedoch so vehement mich treffen würde, diese „alte Weisheit“, hätte ich im Traum nicht gedacht!
Denn mich traf – und wie das so ist mit Unheil, es ist immer unvorbereitet (!) – völlig überraschend ein noch nie erlebter „Black Out“ meines Kompasses.

Der Reihe nach: Karte aufnehmen, kurz studieren, Kompass nehmen zur Richtungskontrolle … undVorschaubild dann ein Stutzen. Eigentlich doch den Weg Richtung Süden – nur der Kompass signalisiert mir eine Richtung, in die nie und nimmer der Weg führt. Äh, was ist nun los? Ruhig bleiben, Kompass schütteln, noch einmal schauen – ah, nun doch dort entlang Richtung Süden. Bis zur gelben VorschaubildSchneise, dann quer rüber bis zur Kulturgrenze – simpel. M, was ist nun los? Nach links nach 100 m eine breite Schneise, das ist doch zu früh für die eingezeichnete dicke gelbe Linie. Zumal da ja ein dicker Baum eingezeichnet ist. Und wieder eine, noch „fetter“ – aber kein Baum. Kompass nehmen, um einfach schräg rüber, das Dickicht wird doch zu sehen sein…Vorschaubild

Hä, was ist nun los – der Kompass will mir einreden, ich soll auf die andere Seite reinlaufen! Hm, ob hier durch die in der Vorinformation avisierten Munitionsreste ein Magnetfeld so stark ist, dass es dermaßen den Kompaß ablenken? Eher unwahrscheinlich – da, mitten in der Überlegung keucht ein Läufer heran – oh „sch…“, das ist ja mein direkter Verfolger, Jochen Winkler… Man, schon 3 Minuten verloren – gar nicht gemerkt! Diese Richtung, in der er davon stieb, hatte ich ja vor dem Kompasswirrwar ja auch geplant – also auch dorthin. Auftreffwinkel auf Lichtung, OK, Posten muss weiter links liegen…, da ist er.

Gut, weiter! Automatisierter Reflex – Kompassblick – und die Schneise nutzen zum Hauptweg – und los. Jochen ist schon weg, egal…, vielleicht macht er ja irgendwo einen Fehler und dann werde ich schon weiter sehen. Doch etwas irritieret komme ich einfach nicht auf diesen Hauptweg, ich bin doch bereits über 100 m gestolpert…, ah, dort ist ja der Weg – aber komisch, der läuft ja recht spitz weg. Egal, ich muss nach links, zum Weg – ah, ja, der Zaun… Wieso ist der Auftreffwinkel so spitz? Und wo ist auf einmal der Zaun, na, vielleicht ja ein früherer…, inzwischen weg! Weiter . Endlich die Kreuzung, war aber recht weit für 100 m. Kompass zur Kontrolle…, ja was denn nun wieder? Wo bin ich denn nun wirklich? Da passt ja nun gar nichts mehr – und der Hochsitz von vorhin und der schiefe Weg?

Ich laufe mal besser nach links – mir ist völlig unklar, wo ich gelandet bin. Da, ein Mädchen mit O-Problem… „Können Sie (sehr nett, da merke ich, dass ich älter werde, die Kinder reden einen per „Sie“ an…) mir bitte sagen, wo ich zum Posten komme?! Ich schau auf ihre Karte, nehme ihren Kompass – weil meiner mir inzwischen sehr suspekt geworden war. Kurzes Einnorden, alles klar. Ich zeige ihr noch kurz, wo sie lang muss – hatte meine Karte dabei auch eingenordet und entschließe mich, jetzt ohne Kompassnutzung weiter zu laufen.

VorschaubildDer freundliche Vollmond steht im Süden, sollte also im weiteren kein Problem mehr sein… 2 – 3 – 4… bis hin zur 9 alles gut. Immer die Karte „eingesüdet“ auf den Mond halten, das geht schon irgendwie, auch mit „Schulterblick“…und immer schön aufpassen betr. Rechts und Links… So, Weg zur 10, ah, dort ist der Hochstand, naja, etwas sehr klein gedruckt, vermutlich statt 10 000 das Symbol auf 15 000 gesetzt, naja… so, hier die große Lichtung – aber wo ist auf einmal der Weg? Ah, dort, OK – hinein zum Posten. Nur, wo ist der? Und wo kommen die anderen Lichtungen plötzlich her? Sicherheitshalber Mond suchen, neu „einsüden“ – nanu, wo ist denn jetzt mein Mond hin? Muss denn ausgerechnet jetzt eine fette Wolke davor stehen? Am besten zurück zum Hochstand…

Nach gut 5 Minuten: Kein Hochstand mehr da! Verflixt – was ist denn nun los? Und wo ist mein Mond? Und weit und breit kein Mensch! Tu was, sage ich mir, tue was! Nur was? Das Dickicht vor mir stimmt nicht, der Weg, der Spitz auf meinen treffen sollte, wist auch nicht da, der Hochstand auch verschwunden im Dunkel der Nacht.

Sicherheitshalber checke ich den Ladestand meiner Stirnlampe – OK, wenigstens die erfüllt ihre Aufgabe noch eine ganze Weile. Ich beschließe, dem Weg zu folgen, den ich da vor mir habe – irgendwann werde ich schon etwas finden, um mich aufzufangen. Da, ein Zaun! Der westlich der 9 kann es nicht sein, dafür sind hier zu viele Lichtungen! Bleibt dank des überall offenen Gebietes nur der nördlich der 10 in Richtung Ziel… Hier der Durchgang zwischen den Zäunen, hier der Knick! OK – da nach rechts entlang des Dickichts müsste doch die 10 erreichbar sein, also los!

Aber warum ist nun die Lichtung rechts von mir nicht da? Und was, um Gottes willen, ist das für eine Schneise mit tiefem Graben? Egal, wo ich auf der Karte suche – nirgendwo nirgends kein Graben nicht! Da ist auch der Mond wieder – nun wird’s völlig verrückt! Weder der Graben noch die Schneise passen! Das gibt’s doch nicht – also kehrt, zurück zum Wegknick mit Zaun! Neuer Entschluß - auf zum Ziel, von dort noch mal weiter – und dort wird jemand einen Kompaß dabei haben … Also für 200 m zieht sich das ganz schön hin…gefühlt bin ich gut 400 m unterwegs bis zum gefundenen Ziel. Aber der liebe Eric Brettschneider hat keinen KompassVorschaubild dabei.

Gut, also auf ein Neues! Mond im Süden... - die letzten drei Posten bin ich dann wieder angelaufen und habe dann auch mal Schritte gezählt… Fast überall benötigte ich statt der „normalen“ 62 Doppelschritte auf 100 m etwas um die 80… Soweit zum „Erlebnis Orientieren nach Mond“. Sagen wir mal als Fazit soviel – es ist möglich, aber eher nicht als Wettkampfform geeignet. Dass sich ein Kompass selbst „entmagnetisiert“, hatte ich noch nie gehört oder geschweige gar erlebt – und ein starkes Magnetfeld hatte ich auch nicht passiert . zumindest nicht wissentlich!

VorschaubildÜber den „Nebelcup Tag“ ist wenig zu schreiben, außer dass es doch sehr lang und sehr eintönig war und ich meinen uralten, 25 Jahre alten „Moscow-Kompass“ nutzte... Sicherlich, das Gelände gibt nicht viel her und das neue Bahnlegerteam vom Kaulsdorfer OLV hat versucht, die Karte irgendwie auszunutzen. Auch hier hatte ich das Gefühl, dass das mit dem 10 000‘ der Maßstab nicht ganz passte, aber die Posten standen quasi als „Leuchtturm“ mit Sichtweiten bis mitunter 200 m dort, so dass auch bei Annähern dann nicht mehr die absolute Feinarbeit erforderlich wurde. Der Ausrichter kann für mein persönliches Dilemma nichts und speziell die Laufbegeisterten unter den Startern kamen voll auf ihre Kosten – und , wie den Diskussionen zu entnehmen war, fuhren alle auch nach Hause mit dem Gefühl, zumindest in dieser OL-armen Zeit ein /8 OL-Wochenende im Gebiet eines ehemaligen Militärflugplatzes erlebt zu haben – allein dafür vielen Dank an die rührigen Orientierungsläufer des Kaulsdorfer OLV!


Text: Bernd Wollenberg
Karte: Veranstalter
Fotos: Thomas Döhler, Bernd Wollenberg

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