Winter beim Herbst-OL

Geschrieben von Bernd Wollenberg am 24.11.2022
VorschaubildTja, so ist es mitunter… Da veranstaltet der rührige ESV Lok Berlin-Schöneweide seinen Herbst-OL – und statt wie noch ein paar Tage vorher wir noch fast von Spätsommer sprechen konnten und mancherorts Leute in T-Shirts und Shorts gesichtet wurden, nun auf einmal richtiger Winter. Dank der – man möchte fast schreiben „voraussehenden“ – Weitsicht des Org-Teams waren vor und nach dem OL alle 143 gestarteten Orientierer in warmen Umkleidekabinen und freundlichem, ebenfalls warmen Lokal ,so sie denn wollten, umsorgt. Und – in den letzten Jahren schon regelrecht ein Luxus – wurden sogar warme Duschen angeboten! Dieser ganze Service warVorschaubild im Startgeld enthalten – damit hat der Traditionsverein einmal mehr gezeigt und bewiesen, wozu er organisatorisch in der Lage ist – Danke, liebes Org.-Team!

VorschaubildGut auch das Planen der Lage von Start und Ziel: Dadurch war eine ordentliche – und bei diesem Wetter durchaus angebrachte Kleiderablage direkt am Ziel ein weiterer guter Service und die letzten 600 m bis zum Start konnten ohneVorschaubild längere „Frostbelastungen“ absolviert werden. Die angewandte Methode des Startens per Startstation empfinde ich, gerade wenn die Wege zum Start etwas länger sind, als durchaus vernünftig und auf jeden Fall für alle Startenden stressabbauend.
Die manchem der Aktiven noch von 2018 in dunkler Erinnerung „liegende“ Karte der genutzten Friedersdorfer Heide war auf der ausgegebenen Karte mit „2022-gedr“ gekennzeichnet und lt. Ausschreibung auf „Stand 2022“. Die dort gegebene Geländebeschreibung allerdings konnte ich, vielleicht auch, weil ich nun mit 74 quasi „erlahmt“ bin und die Beine aktuell auch nicht so hoch bekomme, jedenfalls so nicht erkennen. Und unter „platteben“ verstehe ich eigentlich eher Gelände im Raum Magdeburg oder Dessau – denn dort (vgl. meine Laufkarte) taten sich mir auf 4,4 km Luftlinie 95 Höhenmeter auf…, das ist für das angegebene „platteben“ doch etwas heftig, oder?

VorschaubildLeider – das muss ich an dieser Stelle auch „loswerden“ – wurde das gesamte Relief, zumindest auf meiner Bahn – einmal mehr 1:1 vom elektronischen Modell übernommen. Klar – allmählich sollte jeder von uns das wissen – aber „unterwegs“ denkt man da nicht immer drann und so passierte mir gleich zweimal, dass ich als bekennender „Querläufer“ – sagen wir mal so – „stutzig wurde“. Ein Tal (2,5 m) erkannte ich überhaupt nicht und eine Passage zwischen zwei auslaufenden Hügeln war dann doch mit einem kleinen Anstieg von etwa 2 m verbunden. Um nunVorschaubild ewigen Diskussionen vorzubeugen: Jeder von uns, der selbst Karten macht, interpretiert seine eigene Auffassung in die Karte. Und – da wir alle zum Glück auch Menschen sind – unterlaufen uns auch kleine Fehler, mir genauso wie allen anderen. Und – auch in meinen Karten finden sich immer, trotz besten Wollens, auch Fehler, die mit Garantie ungewollt sind. Dessen ungeachtet ärgert man sich dann „unterwegs“, weil man, wie in meinem Fall, mit Kenntnis der realen Lage durchaus eine andere Route genommen hätte.
Die auf diesem kleinen, etwa 2,5 qkm „grossen“ Kartenausschnitt der Bahn „K“ angebotene Bahn war orientierungstechnisch gut angelegt – leider jedoch entpuppte sich die in der Geländebeschreibung betonte schnelle Belaufbarkeit wegen des angeblichen „praktisch fei von Unterholz“ durchgängigem Kiefernwald mit federweichem Moosbelag und gelegentlichem Bruchholz“ zumindest auf der von mir gewählten Querroute immer in Nähe der Luftlinie nicht so richtig, zumal zumindest zwei als „Volldickicht“ zumindest der Stufe 2 (Symbol 410) dargestellte Gebiete zu meiner Überraschung statt „Nadelgehölz“ dann Laubbäumchen waren und in einer Richtung sehr gut belaufbar waren. Auch hier hätte ich bei Wissen davon vorher eine andere und bessere Route gewählt. In meinem Gefühl war, zumindest auf meinen 4,4 Km, bis auf ganz wenige Ausnahmen, der Waldboden auch im Moos mit Bruchholz gespickt. Jüngeren Kategorien mag das kaum auffallen und wer die vielfach angebotenen “Umwege“ per Wegnutzung annimmt, eben so wenig. Aber, wie bereits erwähnt – ich laufe vorrangig quer. Das auch, weil für mich OL eben O plus L heißt und nicht L mit O.

Gut, sicherlich mögen sehr viele da anders heran gehen – und – zumindest auf meiner Bahn, gab es an der Postenlage nichts auszusetzen außer, dass diese fast ein wenig zu weit zu sehen waren.
Das Team des ESV Lok Berlin-Schöneweide hat diesen OL gut hinbekommen – meine obigen Zeilen richten sich nicht gegen das Team, keinesfalls! Nur wollte ich eben darauf aufmerksam machen, dass uns allen eben solche „Kleinigkeiten“ mitunter unnötigen Stress bereiten können. Das Eingehen auf diese Sachen möchte ich so verstanden wissen, dass wir alle – zumindest diejenigen von uns, die selbst Karten und Bahnen gestalten aber auch diejenigen, die Posten setzen und sich das vorher also auch ansehen können – versuchen sollten, nach Möglichkeit Sachen auszuschließen, die andere, konkret dann die aktiven Orientierer, unterwegs auf ihrer Bahn „irritieren“ können.

Bernd Wollenberg
Fotos: Bernd Wollenberg,Jerzy Deptula, Archiv
Karten: Veranstalter

P.S. Vor einigen Jahren gab es in Tschechien einen Kartenlehrgang mit 16 Personen. In den IOF-Informationen war die dort angebotene Grundkarte sowie die 16 Karten veröffentlicht worden. 16 verschiedene Karten, die, nebeneinander gelegt, teilweise sehr stark voneinander abwichen. Trotzdem, das wurde real getestet, stimmte in sich jede dieser 16 Karten. Das soll und muss man immer wieder beachten: Karten werden von uns für uns gemacht!
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