WM Biathlon-OL 2021

Geschrieben von Bernd Wollenberg am 18.11.2021
VorschaubildIm dritten Anlauf gestartet war im tschechischen Jilemnice die nunmehr 16. Weltmeisterschaft im Biathlon-Orientierungslauf der Internationalen Biathlon-OL-Föderation IBOF. Allerdings mit wesentlich geringeren Teilnehmerzahlen, als ursprünglich vorgemeldet. Musste diese WM von 2020 CoronaVorschaubild bedingt auf den Sommer 2021 verlegt werden, kam es auf Grund von Reiseproblemen der drei Hauptakteure VorschaubildFinnland, Schweden und Dänemark zu einer erneuten Verschiebung auf das letzte Oktoberwochenende.

Und längst nicht alle Aktiven, auch aus Deutschland, konnten eine Veränderung ihres Urlaubs realisieren, beiVorschaubild anderen stand der Studienbeginn oder bei den Jüngeren die Ausbildung bzw. Schule vor einem WM-Start. So zählten dann die tschechischen Ausrichter 277 VorschaubildStarter über die drei Wettbewerbe gegenüber 420 Starfällen der WM im Vor-Coronajahr 2019 im finnischen Hollola bei Lahti. Dort stellten sich im Sprintwettbewerb 160 statt nun 98 Starter der Konkurrenz,Vorschaubild im Klassikwettbewerb 150 statt nun 93 und in den Staffeln stellten sich 102 gegenüber 86 dem Starter.

VorschaubildNatürlich sind diese Teilnehmerzahlen doch deutlich unter denen einer normalen “Fuß-OL-WM“, vor allem, wenn man da bedenkt, dass es in Addition der Junioren, Elite und Senioren deutlich mehr werden. Allerdings muss beachtet werden, dass beim Biathlon-OL allein aus Sicherheitsgründen dieVorschaubild vorhandenen Schießbahnen eine „Massenteilnahme“ ausschließt und – betrachten wir die an deren Orientierungssportdisziplinen genauer, sind beim „Trail-O“ oder „Mountainbike-O“ auch andere Teilnehmerfelder als beim traditionellen Fuß-OL zu beobachten. Und – um das auch einmal anzumerken: Jeder Freizeitlaufsportveranstalter würde bei den in seinen Augen geringten Starfeldern eines Fuß-OL sofort von „Minusgeschäft“ sprechen… Je komplizierter eine Sportdisziplin real ist, desto geringer sind auch die Teilnehmerfelder – so ist das nun einmal.

Unter den besonderen Umständen nun fand die deutlich ausgedünnte WM rund um das Biathlonstadion von Jilemnice unweit der berühmten Schneekoppe statt. In den vier Leistungskategorien der Elite und Junioren starteten mit den beiden Bayern Jonas Friebe (18) und Daniel Cioniou (16) in der Juniorenkategorie zwei Neulinge im Biathlon-OL, beide jedoch sind aktive OL´er und beide haben seit einem Jahr auch bereits Erfahrungen im Umgang mit Biathlonwaffen erlernt , so dass sie problemlos an den Start gehen konnten. Ärgerlich für Daniel, dass seine Kategorie mit nur einer Anmeldung – seiner – vertreten war und so musste er zu den Junioren umgemeldet werden. Noch zwei WM vorher war der „Einzelstart“ in einer Disziplin kein Problem, konnte dort auch WM-Gold errungen werden, einige Berliner profitierten bekanntlich damals davon…

Während der ersten Disziplin, dem „Sprint-Wettbewerb“ musste unser Jüngster dann doch seiner Unerfahrenheit Tribut zollen, mit sechs Minuten Vorsprung auf den späteren Sieger Oskar Ericsson (SWE) repetierte er unbemerkt eine Patrone und bemerkte beim Schießen nicht, dass er nur vier statt der fünf Schuß abgegeben hatte – und das bedeutet eben Disqualifikation im Biathlon. Dadurch rückte Teamkollege Jonas Friebe von der OLA TSV Deggendorf auf den silbernen WM-Rang vor. Im überlangen „Classic-Wettbewerb“ dann am Folgetag reichte es dann zu Bronze für den Coburger Daniel Cioniou hinter dem neuen Juniorenweltmeister Josef Zatka (CZ) und dem Vortagssieger Ericsson. Für beide deutsche Junioren war es die erste Medaille – und der inzwischen in de Elite startende Sebastian Fleiß (Berliner Turnerschaft) bleibt somit der bislang einzige deutsche Weltmeister im Biathlon-OL (2016) in einer der Leistungskategorien. Den Staffelwettbewerb beendeten beide deutsche Junioren hinter den Schweden auf Platz Zwei.

Ganz anders dagegen im Seniorenbereich! Hier errang der erstmals antretende Denis Winnig (IHW Alex 78 Berlin) in seiner Seniorenkategorie H 45 gleich zweimal Gold und zusammen mit seinem Teamkameraden Frank Braatz Bronze. Anke Winnig (IHW) erkämpfte sich in der Classic die Goldmedaille der D 45/50 mit dem besten Resultat des Tages auf der an den Start anschließenden ersten Teiletappe, dem „Location-Orienteering“ mit 0 von 100 möglichen Fehlern! Sie hatte jeden der 10 mit Nadelstich zu markierenden, auf der Karte nicht eingetragenen Postenstandorte exakt eingestochen und damit die Grundlage für ihren Sieg gelegt. Kein weiterer aller Starterinnen und Starter schaffte dieses Kunststück! Mit nur 1 mm Abweichung und damit einer „Strafminute“ folgten ihr in dieser nur im Biathlon-OL betriebenen Teildisziplin der Classic-Distanz die Vierte der Elitekonkurrenz der Damen, der Tschechin und Weltmeisterin von 2019 (Hollola/FIN) Jana Benesova sowie Bernd Wollenberg (SV Schorfheide, der mit diesem Resultat sich knapp seinen ersten Weltmeistertitel vor seinem Konkurrenten Jürgen Schwanitz (Deggendorf) sichern konnte, nachdem beim Sprint das Ergebnis umgekehrt war, zusammen wurden sie im Staffelrennen auf Platz eins gewertet.

Zurück zu Anke Winnig – sie gewann im Sprintwettbewerb dann noch Bronze und in der in der Staffel mit Monika Braatz (IHW) dann nochmals Bronze und reiste bei ihrer ersten WM ebenfalls mit drei Medaillen nach Hause. Im Sprint der Seniorinnen der D 55/60 erlief sich Monika Braatz die Silbermedaille. Bronze holte sich in seiner Kategorie H 55 der Starter des Kaulsdorfer OLV Bernd Käding in eben dieser Classic-Disziplin, nachdem er am Vortag im Sprint Platz 4 erlaufen hatte. Frank Braatz wurde in dieser Kategorie in beiden Wettbewerbe jeweils auf Platz sieben gelistet. Einen Sonderpreis gewann in der Kategorie D 35/40 Grit Wollenberg (SV Schorfheide). Obwohl sie sich bereits beim Sprint eine schmerzhafte Fußverletzung zugezogen hatte und dann im Classic-Wettbewerb dann auch noch mit dem anderen Bein in einem Dornengestrüpp sich eine Zerrung zuzog, biss sie die Zähne zusammen und kämpfte sich auf ihren 8,5 km plus den 2,7 km des „Location-OL“ durch und in dem dünnen Starterinnenfeld dann jeweils mit Platz Vier gelistet wurde, erhielt sie vom gastgebenden Biathlon-Verein eine Extraanerkennung für ihr Durchkämpfen!

Die tschechischen Ausrichter hatten es speziell beim „Classic-Wettbewerb“ mit ihren Bahnlängen nach Auffassung fast aller Teilnehmer „etwas“ übertrieben – denn sie ließen den „Normal-OL“ über Bahnlängen starten, die speziell in den älteren Kategorien durchaus denen von Ultralang-OL entsprechen…, z.B. H 70 mit 6,7 km, wobei dieser „Location-OL“ mit 2,7 km noch hinzu kommen, also zusammen 9,4 km…- das wäre bei der anstehenden BBM Ultra in 2 Wochen die H 55.

Text: Bernd Wollenberg
Bilder: Bernd Wollenberg / Archiv
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