Im Nebel um den Nebelcup

Geschrieben von Bernd Wollenberg am 17.11.2022
VorschaubildDunkel und finster, kalt und nebelig; schön zum Nacht-Orientierungslauf! So präsentierte sich anno 2022 der Start der ersten Etappe des nun bereits 31.Nebel-Cups des Kaulsdorfer OLV. Und diese nahmen doch mit 94 Startern so viele in Angriff, wie nicht allzu oft in der langen Geschichte der ersten Etappe des Nebel-Cups zuvor. Und dasVorschaubild trotz der diesmal real „unwirsch“ zu benennenden Bedingungen. Leider fehlen hier statistische Daten aller 30 vorangegangener Läufe – vom Gefühl her war es einer der kältesten und auch – nomen est omen – nebligsten der Nebelcups. VorschaubildEben simpel „Im Nebel um den Nebelcup“

Die Vorbereitung verlief bei mir wie auch sicherlich bei allen anderen Aktiven wie immer speziell beimVorschaubild Nacht-OL (auch wenn er bereits dank der fortgeschrittenen Jahreszeit kurz nach 17.00 Uhr begann): Inständiges Anbeten des Akku meiner Kopflampe, durchzuhalten, inständig auch das Gebet an den „Heiligen Bahnleger“, dass er die Posten richtig gesetzt habe.

VorschaubildNun aber los, einnorden und dann: zack zack, losgerannt und Konkurrent*innen abgehangen... –

Nee. Denkste! Denn schon vor dem Start ein erstes Problem: Ein Laufschuh kaputt! Also kurz mit PflasterVorschaubild von innen notdürftig „verstopft“ – und natürlich 5 min zu spät am Start. Egal – los!

Erinnerung ans Vorjahr kommt auf – da war mein Kompass, wie sich nachträglich heraus stellte, ja „entmagnetisiert“. Und heute – meine Haare sträubten sich dermaßen, dass mir die Lampe fast vom Kopf rutschte – schon wieder machte mein Kompass, was er wollte.

Kurzer Entschluss – zurück zum Auto, Ersatzkompass holen! „Sch…“ auf die verlorene Zeit – nun konkret um 29 min zu spät los. Alle, aber wirklich alle meiner Konkurrenten waren schon meilenweit enteilt. Hinzu: Der Nebel befeuchtet die Wiese, das Laub macht er glitschig, das Unterholz gefährlich rutschig. Vielleicht lasse ich es mit den Gewinnambitionen heute Nacht, vielleicht zurück und nach Hause fahren? Nein! ... Nanu – was war das eben da im Gehölz neben mir? War das eben ein Wolf, gibt es Wölfe hier? Und wenn es Wölfe gibt, wissen diese, dass sie vor Menschen Angst zu haben haben? Oder "bloß" ein Wildschwein, aufgeschreckt durch mein "Durchbrechen des Dickichts"? Egal - wird schon mehr Furcht vor mir haben als ich vor ihm...

Mist, verlaufen, oder? Nee, da links vor mir schimmert eine Kopflampe im Dickicht – oh, es ist mein Konkurrent Rudi Herold – der war doch 3 min nach mir auf der Startliste. Hm, sieht also doch nicht so schlecht aus für meinen Lauf… Life is a battlefield, wo merkt man das besser als bei einem Nacht-OL?

Da diesmal mein Kompass bis zum Ziel „durch hielt“ und die „dank“ des offensichtlichen 1:1 übernommenen Höhenlinien nicht immer eindeutigen Figuren erkennbar waren, half mir das ganz ganz früher erlernte Schrittezählen, relativ genau die Richtung zu halten und so tatsächlich bis zum Ziel fast alle meine Konkurrenten zumindest noch einmal zu sehen.
OK – die verlorene Zeit konnte ich nicht wettmachen, aber zumindest konnte ich mir selbst beweisen, dass mein Orientierungssinn noch funktioniert.

Vielen der 93 weiteren Startern ist – bis auf meine mir selbst eingebrockte Startverzögerung – sicherlich zumindest beim Nacht-OL ebenfalls „viel Abenteuerliches“ passiert: Nacht-OL ist eben real noch immer ein wirkliches Erlebnis, darum lieben zumindest wir „Nacht-OL-Fans“ diesen ja.

Zur Tagetappe gibt es nichts Wesentliches zu schreiben, höchstens, dass nun doch erheblich mehr Orientierer durch das Geläuf bewegten und meine weiter oben angesprochene Einschätzung der Reliefdarstellung auch erleben konnten. Wo um alles in der Welt hat Uwe z.B. am Posten 150 einen Hügel gesehen? Auf der Karte war an der Stelle ein kleines Tal angedeutet – aber auch das war in der Natur nicht zu sehen, wie auch die gesamte Höhenkurve dort nicht.

Diese elektronische Reliefdarstellung mag ja, betrachtet vom Meeresspiegel her, stimmen. Aber – da ja inzwischen sehr viele OL-Ausrichter diese Modelle 1:1 übernehmen – richtig orientieren am „Relief“ kann man sich damit zumindest in unserem „Dünengelände“, wie es bei uns hier vorhanden ist, nicht! Unsere Augenhöhe liegt bei Erwachsenen so zwischen 1,20 m bis 1,50 m – und deshalb sollte man dieses elektronische Modell nur als Hilfe nehmen, muss aber real das so anpassen, dass ich es mit meinen Augen beim Laufen auch erkennen kann.

VorschaubildDass unser Bahnleger – leider bekannt für seine Auffassung, dass lange Bahnen gut seien auch für Seniorenkategorien – es, zumindest ausVorschaubild meiner Sicht – einmal mehr „übertrieben“ hat, zeigen die erreichten Laufzeiten. Aber das wussten vor dem Start ja alle, zumindest die, die seine Auffassung kennen. Trotzdem sei es hier erwähnt – nicht um Mißstimmung zu verbreiten, sondern, um einmal mehr darauf zu verweisen, dass wir zumindest bei regionalen OL nicht unbedingt in jeder AK die nationale Spitze mit ihren Laufzeitniveau am Start haben und wir doch bei unseren regionalen OL diese lieber als Möglichkeit sehen sollten, weitere Interessenten für den O-Sport zu begeistern. Und lange OL-Bahnen gehören, egal in welcher AK, bestimmt nicht dazu.

Trotzdem möchte ich hier an dieser Stelle einmal mehr Dank sagen an den Ausrichterbverein Kaulsdorfer OLV, die einmal mehr zu einer Bereicherung unseres Terminkalenders beigetragen haben – und besonders auch dafür, dieses Gelände erfasst zu haben. Vor vielen vielen Jahren prägte ein gewisser Kurt „Kenkel“ Conrad – ja, richtig vermutet – er war der Vater von Helmut, Dieter und Hans Conrad und trainierte auch mich und brachte mir und uns vor allem das Reliefarbeiten bei – mal einen Satz, der für mich auch heute noch gilt: „Jedermann an jeder Stell – jeder Woche ein OL“…


Text: Bernd Wollenberg
Fotos: Gudrun und Uwe Brettschneider, Dmitry Ushakov, Bernd Wollenberg
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